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Dissertation Gerd Däumel 1960, erschienen als Buch 1961 im Verlag Hch. Debus - Geisenheim/Rheingau
Über die Landesverschönerung

Ganz anders liest man dagegen bei A. Siebert (261) im Umschaudienst des Forschungsausschusses Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung, daß „...der Anfang landespflegerischer Maßnahmen aus erster Hand...” durch Schoenichen mit seiner Arbeit über Ernst Rudorff und Hugo Conwentz überliefert worden sei. Auch W. Linenkämper (176) spricht von nur vereinzelten Stimmen, die sich vor dem Entstehen der Naturschutzbewegung mit der Pflege der Landschaft befaßten.

Die geographische Wissenschaft der letzten Jahrzehnte hat die große Bedeutung der Landesverschönerung und der Landespflege, die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in unserem Lande eine, von den besten Köpfen getragene geistige Bewegung war, nicht als eine der größten und fruchtbarsten Ideen des Abendlandes erkannt, obwohl der große Geograph Humboldt zu den Vätern der Bewegung gehörte. Abwegig leitet zum Beispiel G. Troll (286) die Landschaftspflege aus der Naturschutzbewegung ab und nennt dazu P. Schultze-Naumburg mit seinen Schriften als den großen Anreger. Weiter lesen wir in der gleichen Arbeit: „Die Bewegung ist in Deutschland in den letzten 15 Jahren mit großem Eifer aufgenommen worden von der Forstwirtschaft und vor allem von Seiten der Gartenarchitektur, die sich damit zur Landschaftsarchitektur entwickeln möchte” (286, S.168). Die Großtaten unserer Geographen behandelten nach dem Umsichgreifen der Liberalisierung nicht mehr das Geschehen im bäuerlichen Lande des eigenen Herkommens. Die weltweite Entwicklung jener fruchtbaren Gedanken ging hundert und mehr Jahre vor der Entstehung der Naturschutzbewegung von Landschaftsgärtnern, Gartenarchitekten und Gartenkünstlern aus, die mit einsichtigen Fürsten und Staatsmännern bewußt versuchten, eine grüne, schöne, wirtschaftsnahe und nachhaltig gesunde Kulturlandschaft aufzubauen.

Die Unkenntnis vieler Personen, die heute an Landespflege interessiert sind und sich mit ihr befassen, ist zumeist durch das Herkommen dieser Leute von der Naturschutzbewegung zu verstehen. Nicht zu verstehen ist es, wenn der Fachdozent einer gärtnerischen Nachbardisziplin glaubt feststellen zu können, daß erst nach 1933 die Gartenarchitekten sich mit Landschaftsfragen beschäftigt hätten (147). Die hierbei gezeigte Unwissenheit über die Entwicklung einer Nachbardisziplin ist doch sehr befremdlich. In den Anfangsjahren der Naturschutzbewegung waren die Zusammenhänge und die Kenntnis der Vorläufer auf dem Gebiet der Landespflege den Autoren noch durchaus bewußt, wie die Veröffentlichung von E. Gradmann (97), der damals Landeskonservator in Stuttgart war, zeigt. In der Einleitung seines Buches stellt Gradmann fest, daß schon die Reform der Gartenkunst im Sinne der Natur eine Vorläuferin der Heimatschutzbewegung war. Die Literaturangaben zu seinem Buch enthalten dementsprechend unter anderen folgende Autoren: Repton, Mason, Sckel, Fürst v. Pückler-Muskau, Petzold, Hallier, Jekyll, v. Falke, Gamillo Schneider, Willy Lange und Baron Engelhardt. Sogar C. F. Krause, ein Klassiker der Laudesverschönerung wird mit genannt.

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