Ausgearbeitet 1990 von Wolfram Däumel für den
Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, Landesverband Berlin(West) e.V.
Radfahrstreifen & Mehrzweckstreifen
- Sichtbarkeit ist Sicherheit –
Versteckt hinter parkenden Kfz fahrende Radfahrer sind der Wahrnehmung der Autofahrer entzogen. An Kreuzungen und Grundstückszufahrten tauchen sie dann für den Autofahrer unvermittelt auf. So kommt es regelmäßig zu Unfällen, bei denen Radler von abbiegenden Kfz überfahren werden. Beim Radfahren auf der Straße sind die Radler immer im Sichtfeld der Autofahrer, so dass diese Art Unfälle kaum auftritt. Mangelnder Sicherheitsabstand vieler Autofahrer beim Überholen und zu dichtes Radfahren an den parkenden Autos führen allerdings auch zu schwerwiegenden Unfällen. Wie dem durch geeignete Straßengestaltung entgegen gewirkt werden kann, ist Inhalt dieser technischen Information.
Radfahren auf der Straße
Der typische Fahrradunfall im Streckenverlauf einer Straße wird durch plötzliches Türöffnen bei geparkten Kfz verursacht. Radfahrer, die keinen Sicherheitsabstand einhalten, fahren auf und stürzen. Der Sturz erfolgt, bedingt durch versuchtes Ausweichen und die Schlagrichtung der Tür, in der Regel nach links. Besonders schwere Verletzungen, oftmals mit Todesfolge, sind dann zu beklagen, wenn nachfolgende Kfz mangels Sicherheitsabstand nicht mehr ausweichen können und den Gestürzten überfahren. Ähnliches gilt für ausparkende Kfz. Radfahrer sollten zu parkenden Kfz einen Sicherheitsabstand von mindestens 1 m halten (können). Dadurch wird ein Ausweichen ohne Sturz bei plötzlichem Türöffnen möglich. Außerdem werden zu dicht an den parkenden Kfz entlang fahrende Radler von aussteigenden Autofahrern beim kurzen Blick in den Rückspiegel leicht übersehen. Sie haben nicht nur mit schwereren Folgen zu rechnen, sondern auch ein wesentlich größeres Risiko, in einen solchen Unfall verwickelt zu werden. Leider werden im heutigen Straßenverkehr Radfahrer durch zu dicht überholende Kfz regelrecht an den Rand gedrängt. Radfahrstreifen und Mehrzweckstreifen können dem dann entgegen wirken, wenn bei der Bemessung der Breiten die Sicherheitsabstände berücksichtigt werden. Durch das Anlegen von Radfahrstreifen zwischen fließendem und ruhendem Kfz-Verkehr wird dem Radverkehr der notwendige Sicherheitsraum zur Verfügung gestellt. Der Unfallursache „Keine Sicherheitsabstände eingehalten“ wird damit direkt entgegen gewirkt. Der bisher meist praktizierte Radwegebau auf Gehwegen stellt keine Antwort auf die vorhandene Unfallproblematik dar und hat lediglich eine Verlagerung der Unfälle vom Streckenverlauf an die Knotenpunkte zur Folge.