1874 erfolgte die Berufung Goethes zum Direktor der neu gegründeten Kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule Brumath bei Grafenburg im Unterelsaß. Hier war neben Aufbau und Lehre sein besonderes Betätigungsfeld die Verwendung von Obstbäumen an Straßen und Kanälen. Außerdem führte ihn der Straßburger Prof. de Bary in den Pflanzenschutz ein. Seine erfolgreiche Tätigkeit bei der Einrichtung und Leitung der Anstalt im Elsaß führte zu seiner Berufung nach Geisenheim. Am 5.6.1879 übernahm Rudolf Goethe, 36jährig, die Leitung der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim [22].
Man hat den Eindruck, daß Berlin endlich reinen Tisch machen wollte und nun einen Mann mit der schwierigen Aufgabe betraute, der in der Lage war, die auseinanderstrebenden Teile zu vereinigen, die Verwaltung wieder in ihre dienende Stellung zurückzuführen und auch die Einsprüche von außen zurückzuweisen. Da Goethes Bruder einige Jahre, von 1869 bis 1871, in Geisenheim als Garteninspektor Lades Gärten von Monrepos verwaltet hatte (bevor er als Direktor der steiermärkischen Landes-Obst- und Weinbauschule nach Marburg in Niederösterreich ging) und von Lade nicht ganz in Frieden geschieden war, wie eine Ehrenerklärung von Ed. Lucas zugunsten Hermann Goethes ausweist [23], ist anzunehmen, daß Rudolf Goethe gerade hinsichtlich der bisher üblichen Einspruchsrechte Lades harte Bedingungen gestellt hatte. Lades Rücktritt von seinen Ämtern und sein Ausscheiden aus dem Kuratorium sind Anzeichen für das Einschwenken des Ministeriums.