Planung Donaustraße Berlin Neukölln
Anhand der Planungen zur Ertüchtigung der Donaustraße als Fahrradroute im Vergleich mit bestehenden Radverkehrsführungen in Neukölln soll hier aufgezeigt werden, welche geplanten Regelungen sich als nicht selbsterklärend und sicher erwiesen haben und einer Überarbeitung bedürfen. Grundlage ist die im Januar 2017 vorgestellte Vorplanung. [2]
Die folgenden Aussagen beziehen sich auf die in Kürze bevorstehenden Bauarbeiten und stehen in keinem Widerspruch zu weiter gehenden Überlegungen für eine zukunftsorientierte Stadtplanung, wie sie von Greenpeace im Herbst 2016 für den Donaukiez vorgestellt wurden. [4]
Ungünstige Kreuzungsgeometrie
Bedingt durch die Anordnung von Bordsteinkanten und Mittellinien der aufeinander stoßenden Fahrbahnen ergeben sich oftmals verschiedene Möglichkeiten, den Kreuzungsbereich zu durchfahren. Selbstsichere Radfahrende wählen eine klare direkte Fahrlinie, unsichere bleiben nahe der Bordsteinkante. Die daraus resultierenden Missverständnisse bei anderen Verkehrsteilnehmern führen zu kritischen Situationen. Auch wenn in der Folge wenig Unfälle passieren, so ist dies für viele Menschen ein Grund, lieber nicht Rad zu fahren oder den Gehweg zu benutzen. Eine solche Situation wurde vom Autor für den Lohmühlenplatz vorhergesagt. Nach Fertigstellung entspricht die Realität der Vorhersage: Die meisten Radfahrenden fahren ein kurzes Stück über den Gehweg, um der gefährlichen Abbiegesituation zu entgehen: Abbiegen mit dem Fahrrad von der Lohmühlenbrücke und der Harzer Str. in den Mauerradweg.
Beispiel Maybachufer/Friedelstraße/Hobrechtbrücke
Nach dem Umbau: Rechts-vor-links-Kreuzung mit großen Fahrbahnbreiten schafft weiterhin Unsicherheit. Um gerade aus zu fahren, müssen Radfahrende sich von der nach rechts weglaufenden Bordsteinkante entfernen. Wer unsicher ist, schwenkt nach recht, Autofahrende von links denken, dass rechts abgebogen wird und fahren weiter.
Eingabe des Autors an das Bezirksamt bezüglich des Maybachufers 2004 anlässlich der Vorstellung der Planung.
Im Rahmen des Ausbaus der Hauptfahrradroute TR4 wurde diese Kreuzung 2005 asphaltiert und umgebaut. Die große Aufweitung und der starke Kfz-Verkehr verunsichert insbesondere ältere Radfahrende und überfordert Jugendliche. Nur wer schnell reagiert und stark beschleunigen kann, kommt gut über die Kreuzung. In der Ausstellung "Der Reuterkiez aus der Sicht älterer Menschen" [12] wurde die Problematik aus Fußgängersicht nach einer Ortsbegehung 2015 wie folgt beschrieben:
"Der Kreuzungsbereich, wo Maybachufer, Friedel- und die Bürknerstraße auf die Hobrechtbrücke treffen, wird von sehr vielen der Senior/innen als unübersichtlich und gefährlich eingeschätzt. Das Maybachufer auf der östlichen Seite der Brücke sowie die Brücke selbst lassen sich noch recht gut zu Fuß überqueren. Nur schwer lassen sich dagegen das Maybachufer auf der Seite, wo die Bürknerstraße zusätzlich einmündet, und auch die sich zur Brücke hin verbreiternde Friedelstraße überqueren. Besonders hinderlich dabei sind die gelegentlich im Fünf-Meter-Bereich zur Straßenecke quer parkenden Autos auf der östlichen Seite der Friedelstraße, da sie den Blick auf die Fahrbahn versperren. Vor Ort kritisierten auch mehrere hinzukommende jüngere Menschen spontan die Unübersichtlichkeit der Kreuzung."
Einmündung Pannierstraße
Grün: Geplante Fahrradrouten. Kartengrundlage: Openstreetmap.
Unten: Der Kreuzungsbereich im Januar 2017- Blick in die noch nicht für den Radverkehr in der Gegenrichtung freigegebene Pannierstraße.
Oben: mögliche Fahrlinien von Radfahrenden im Originalplan - entweder bis zur Sichtline gerade und dann mit einem links-rechts-Bogen weiter oder bereits vorher entsprechend dem weiteren Bordsteinverlauf nach links schwenken. Was ist richtig? Beide Varianten führen zu Missverständnissen und Konflikten mit Kfz-Führern.
Unten: Veränderter Plan zeigt klare Verhältnisse durch Verlegung der Fahrbahn weiter nach Westen (links der Einmündung) und Süden (rechts der Einmündung). Abkinicken an der Sichtline führt gerade in den weiteren Verlauf der Donaustraße. Kurze Radstreifenmarkierungen signalisieren entgegen kommenden Kfz sowie querenden Fußgängern, dass hier mit Radfahrenden entgegen der Einbahnstraßenrichtung zu rechnen ist.
Plan: Bezirksamt Berlin Neukölln, Entwurf Wosnitza & Knappe [2]
Ungünstiger Schnittpunkt der Fahrbahnmittellinien führt zu unübersichtlichen Verhältnissen. Verlegt man das Schrägparken in der Donaustraße jeweils auf die gegenüberliegende Seite, wird die Einmündung übersichtlicher. Zu erkennen ist dies an dem durch die Fahrbahnmittellinien gebildeten Dreieck, dass danach deutlich kleiner ist. Obwohl die Fläche der Einmündung kleiner ist, sollte durch den gleich bleibenden Winkel die Schleppkurve von Lkws (im Originalplan ist die eines 3-achsigen Müllfahrzeuges eingezeichnet) genauso hinein passen wie bei der aktuellen Planung. Durch leichte Erhöhung des Radius der Bordsteinkanten ließe sich im Zweifelsfalle noch etwas Raum gewinnen, ohne dass die Übersichtlichkeit verloren ginge.
Eingezeichnet sind hier die Fahrwege der Radfahrenden von der Donaustraße in Richtung Reuterstraße. Die selbe Problematik ist bei dem Fahrweg Pannierstraße - Donaustraße Richtung Rathaus Neukölln vorhanden und wird durch die vorgeschlagene Fahrbahnverschiebung ebenfalls entschärft.
In Anbetracht der nur 4,85 m schmalen Fahrbahn ist es sinnvoll, den Abschnitt Weichselstraße - Pannierstraße der Donaustraße als Fahrradstraße in Kombination mit einer Einbahnstraße auszuweisen (Siehe Kapitel "Fahrradroute durch die Donaustraße").
Das Spiegeln der Fahrbahnaufteilung der Donaustraße bringt im Einmündungsbereich Pannierstraße erheblichen Sicherheitsgewinn (Blick aus Richtung Reuterstraße auf die Einmündung). Oben: Planung. Unten: Alternative. Grafikgrundlage: streetmix.net