Eine attraktive Ost-West-Verbindung für den Radverkehr läßt sich nur durch den Bau einer Fahrradroute im Bereich des geplanten Zuges von Grünflächen (Mendelssohn-Bartholdy-Park, Anhalter Bahnhof, Grünanlage Block 19, Parkanlage Block 20, Schulfreifläche Block 606, Spielplatz Hollmannstraße) schaffen. Ihr Bau sollte Vorrang vor allen anderen den Radverkehr betreffenden Neubauten haben. Die Route verläuft durch Nebenstraßen, die auf einigen Abschnitten mit Blockdurchquerungen verbunden werden müssen. Die Blockdurchquerungen sind an Stellen notwendig, die zur Zeit Brachflächen sind und als Freiflächen (Grünzug) erhalten bleiben sollen. Momentan existiert dort keine befahrbare Verbindung. Eine Durchwegung für den Radverkehr muß im Rahmen der Grünplanung vorgesehen werden. Die zwischen diesen Durchwegungen liegenden Nebenstraßen könnten in Fahrradstraßen umgewandelt werden. Um eine möglichst gleichbleibende Qualität der Fahrradroute zu erreichen, ist ein durchgehender Zwei-Richtungs-Radweg auch im Verlauf der Nebenstraßen denkbar. Dabei müssen aber die in den Empfehlungen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen geforderten Qualitätsmerkmale [16] eingehalten werden. Ein wichtiges Kriterium, nämlich wenig (möglichst keine) Grundstückszufahrten, wird in der Franz-Klühs-Straße, der Halleschen Straße und dem Hafenplatz erfüllt. Herkömmliche Bürgersteig-Radwege dürfen keinesfalls angelegt werden. Sie werden den Anforderungen an eine solche Fahrradroute nicht gerecht.
Im Westen beginnt der Kreuzberger Teil der Route an der Flottwellstraße. Von dort muß eine Verbindung zur Köthener Brücke geschaffen werden. Im Bereich des Hafenplatzes sollte eine Abzweigung Richtung Tiergarten über das Gelände des ehemaligen Potsdamer Bahnhofes vorgesehen werden. Vom Hafenplatz aus verläuft die Route durch den auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs geplanten Park und weiter durch die Hallesche Straße. Ab Stresemannstraße bestehen mehrere Vorschläge zum weiteren Routenverlauf:
Route A (Planung der IBA) sieht eine Blockdurchwegung zur Wilhelmstraße vor. Dann verläuft Route A parallel der Wilhelmstraße und weiter durch die Franz-Klühs-Straße zur Lindenstraße. Von hier soll eine direkte Verbindung zur Neuenburger Straße und zur FranzKünstler-Straße geschaffen werden, wozu die auf dem Gelände einer Wohnungsbaugesellschaft gelegene Anliegerstraße genutzt werden kann.
Variante A 1 (Vorschlag des ADFC) weicht davon nur an zwei Stellen ab. Der geplante Schinkelplatz an der Stresemannstraße soll danach auf der südlichen Seite umfahren werden und ab Wilhelmstraße sieht Variante Al im weiteren Verlauf die Durchquerung des kleinen Parks bis zur Kreuzung Friedrichstraße/Franz-Klühs-Straße vor.
Ein anderer Vorschlag (Route B) sieht eine etwas nördlicher gelegene Blockdurchwegung zur Wilhelmstraße vor. Im weiteren Verlauf soll die auf der gegenüber liegenden Seite der Wilhelmstraße beginnende Erschließungsstraße (geplant) zur Friedrichstraße benutzt werden. Die Route verläuft dann ein kurzes Stück durch die Friedrichstraße und schwenkt dann in die geplante Promenade zum Berlin-Museum ein. Anschließend erfolgt die Überquerung der Lindenstraße mit einem kleinen Versatz, so daß die Franz-Künstler Straße über die Hollmannstraße erreicht werden kann.
Bei einem dritten Vorschlag (Route C) folgt die Fahrradroute der Stresemannstraße und der Friedrich-Stampfer-Straße zum Mehringplatz, der an der nördlichen Seite überquert wird. Der weitere Verlauf ist dann Brandesstraße, Alte Jakobstraße, Franz-Künstler-Straße.
Nach Ansicht des ADFC entspricht Route A den Anforderungen am Besten. Lediglich im Bereich zwischen Schinkelplatz und der westlichen Franz-Klühs-Straße besteht ein Unterschied zum vom ADFC im Frühjahr 1986 vorgeschlagenen Routenkonzept. Dort wurde eine diagonale Durchquerung des nördlich der Franz-Klühs-Straße geplanten Parkes vorgeschlagen. Mit der mittlerweile vorliegenden Architektur des Parks läßt sich dies schlecht vereinbaren. Daher sieht die Planung der IBA die Umfahrung des Parks auf der Wilhelmstraße und Franz-Künstler-Straße vor. Diese Lösung ist problematisch, da in der Wilhelmstraße der geplante Bürgersteig-Radweg benutzt werden muß, links abbiegen von der Wilhelmstraße in beiden Fahrtrichtungen notwendig wird und der westliche Teil der Franz-Klühs-Straße als Lkw-Zufahrt zur Friedrichstraße dient. Der ADFC schlägt daher vor, die Fahrradroute zwar durch den Park zu führen, doch an den südlichen Rand zu legen (Variante A1). Da bei Route A die Durchquerung des Blockes 19 zwischen Stresemannstraße und Wilhelmstraße auf der südlichen Seite der Grünanlage erfolgt, bietet sich nach Ansicht des ADFC eine südliche Umfahrung des Schinkelplatzes an, da dann die Stresemannstraße ohne Versatz überquert werden kann.
Route B ist an mehreren Stellen problematisch: Die Promenade zur Friedrichstraße ist als gemeinsame Fußgänger- und Radfahrerfläche gedacht. In Anbetracht des zu erwartenden stärkeren Fußgängerverkehrs ist diese Blockdurchquerung nicht für die Fahrradroute geeignet. Eine bauliche Trennung der Verkehrsarten würde das städtebauliche Konzept sprengen. Eine mit dem Stadtbild verträgliche Überquerungsmöglichkeit der Lindenstraße vor dem Berlin-Museum zu schaffen, dürfte erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Route C stellt für den umwegempfindlichen Radverkehr einen zu langen Weg dar. Die geforderte gleichbleibende Qualität der Route ist nicht vorhanden: Radweg an stark befahrener Straße - Fußgängerzone - fahrradfreundliche Straße. Die Kreuzung Stresemann-/Wilhelmstraße wurde zwar nach Vorschlägen des ADFC entschärft, stellt aber durch das zweispurige rechts Abbiegen bei flachem Winkel immer noch einen Gefahrenpunkt dar, der nicht im Verlauf einer Fahrradroute liegen sollte.