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Wolfram Däumel, Gefährliche Fahrradroute RR1 (Wannsee-Route in Berlin) - Schorlemerallee
Offener Brief an die BVV Steglitz-Zehlendorf

Ende März 2012 wurde folgender Brief an die Abgeordneten der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf geschickt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

bereits im letzen Jahr hatte ich mich mit einem Vorschlag zur Verbesserung der Situation auf der RR1 an das Bezirksamt gewandt.

Meine Dokumentation und die Reaktionen darauf sind unter folgender Adresse im Internet abrufbar: www.suwolf.de/rr1

Was ich zu dieser Zeit nicht wusste, war, dass es für den Bereich Schorlemerallee bereits eine Planung entsprechend meinem Vorschlag gab, die von der BVV abgelehnt wurde.
Heute stellt sich die Situation folgendermaßen dar:

  • Nach der gängigen Fachliteratur können Radfahrer bei der gegebenen Straßenbreite nicht durch Autofahrer überholt werden, was aber gang und gäbe ist.
  • Bezirksamt und Senatsverwaltung haben das erkannt und wollten Abhilfe schaffen.
  • Die BVV-Mehrheit verhindert dies mit dem Argument der Bürgerbeteiligung, wobei als Bürger nur einige Anwohner zählen und nicht Menschen, die zur Arbeit, Uni, Schule usw. durch diese Straße fahren müssen.
  • Während für selbstbewusste Radfahrer die Strecke befahrbar ist, sind ältere Menschen sowie Jugendliche gefährdet, die mit dieser Situation nicht umgehen können.
  • Seitens der Verantwortlichen sagt niemand, wie er/sie sich den Verkehrsablauf vorstellt: Überholen ja oder nein? Nicht einmal die Polizei sieht sich in der Lage, Autofahrern und unsicheren Radfahrern zu sagen, wie sie sich dort verhalten sollen.

Man kann das als Provinzposse ansehen und ad acta legen. In Anbetracht der Tatsache aber, dass hier Menschen durch die Beschilderung als Fahrradroute nicht vorhandene Sicherheit vorgegaukelt wird, muss nach der Glaubwürdigkeit der Politik gefragt werden.

Zwei Zitate aus dem Bericht über die Jahrespressekonferenz zur Verkehrssicherheitslage 2011 im Land Berlin (Quelle: Der Tagesspiegel vom 11.02.2012):

"Dabei berichtete der Chef der Verkehrspolizei, Markus van Stegen, dass sich auch mit wenig Geld die Sicherheit an unfallträchtigen Ecken messbar erhöhen lässt. So hatte es in Dahlem an der Kreuzung Königin-Luise-Straße/Podbielskiallee in vier Jahren zehn Unfälle mit Radlern gegeben. Nachdem dort Radspuren markiert worden sind, habe es seit mehreren Monaten keine Unfälle mehr gegeben."

"Doch es gab mit 54 deutlich mehr Tote (Vorjahr 44) und mit 17.000 auch deutlich mehr Verletzte (plus 14 Prozent). Das Risiko ist vor allem für Senioren hoch: Jeder dritte Tote war älter als 65 Jahre."

Bitte werden Sie sich Ihrer Verantwortung für die gefährdeten Personengruppen bewusst und sorgen Sie dafür, dass die Fahrradroute von allen Menschen angstfrei und sicher mit dem Rad befahren werden kann.
Wenn Sie keine Möglichkeit dazu sehen, dann ziehen Sie bitte die Konsequenz und beschließen Sie das Aufheben der Fahrradroute. Denn dann ist diese Strecke nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung zum Radfahren geeignet. Für alle anderen Menschen muss ehrlicher Weise eine deutliche Warnung vor der Benutzung mit dem Rad ausgegeben werden.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfram Däumel

Auch wenn es bisher keine offizielle Reaktion auf den offenen Brief gab, so wurde das Thema durch einen Antrag der CDU doch wieder in der BVV aufgegriffen. Im CDU-Antrag vom Mai 2012 (9) wurde wieder eine Anwohnerbefragung beantragt. Im Ausschuss für Verkehr und Ordnung im Juni 2012 wurde dieser Antrag um den Passus "Gleichzeitig sollen schriftliche Stellungnahmen von VCD, ADFC und ADAC eingeholt werden." ergänzt .(10)

Die Piratenpartei diskutiert dabei auch die Frage, welches Gewicht die Stimme eines Radfahrers gegenüber einem Anwohner haben müsste (Wiki der Piratenpartei Deutschland):

"(...) Die Anwohner der Schorlemerallee sind befangen und das Abstimmergebnis ist absehbar. Zusätzlich die Fahrradfahrer zu befragen ist umständlich und man bekommt ein Abwägungsproblem (zählt die Stimme eines Fahrradfahrers, der da vlt. 5min pro Tag ist genauso viel, wie die Stimme eines Anwohners?) (...)"

Am 14. November 2012 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf den Antrag: (11)

Beschluss Nr. 210

der 12. Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung vom
14.11.2012

Die BVV hat beschlossen:

Das Bezirksamt wird gebeten, die unmittelbaren Anwohner der Schorlemerallee zu befragen, ob diese der Anlegung eines Radfahrstreifens in der Schorlemerallee ähnlich wie in der Englerallee und Habelschwerdter-/Pacelliallee zustimmen.

Hierbei sind über den Sinn und Zweck der Maßnahme, Art und Umfang der notwendigen Baumaßnahmen, die Höhe der Kosten und deren Tragung zu informieren.

Gleichzeitig sollen schriftliche Stellungnahmen von VCD, ADFC und ADAC eingeholt werden.

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