Standpunkte
[Aktion! Karl-Marx-Straße]
Antwort des Bürgerbeteiligungsgremiums „Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße]“ auf die Eingabe zum Umbau der Kreuzung Erkstraße/Karl-Marx-Straße:
11.12.2013
Sehr geehrter Herr Däumel,
die Lenkungsgruppe hat sich in ihrer gestrigen Sitzung intensiv mit Ihrem Vorschlag zur Gestaltung des Knotens Karl-Marx-Straße / Erkstraße befasst. Zunächst bedankt sich die Lenkungsgruppe für Ihr engagierten Papier und die Aufmerksamkeit für die Planungen der Karl-Marx-Straße. Die Lenkungsgruppe bat mich zudem, Ihnen zu antworten und die Diskussion und Abwägung wiederzugeben.
- Ihr Vorschlag und auch einige Kritikpunkte basieren auf der Vorentwurfsplanung von 2011. Mittlerweile ist die Entwurfsphase abgeschlossen (s. Anlage).
- Bei beiden Phasen wurde ein Sicherheitsaudit durchgeführt. Der Knoten wurde dabei für alle Verkehrsarten überprüft. In dem Audit war die VLB beteiligt. Die vorliegende Entwurfsplanung ist also eine Abwägung aller Interessen.
- Eine Reduzierung der Spuren für den KFZ-Verkehr bzw. der Wegfall der Spur für die Rechtabbieger ist angesichts der Verkehrsmengen nicht möglich.
- Für den Radverkehr wurde eine Aufstellfläche für Radfahrer für Linksabbieger erwogen. Dieser hätte nur unter Inanspruchnahme von Gehwegflächen realisiert werden können. Das Ziel der Umgestaltung der Karl-Marx-Straße ist vor allem eine Verbesserung für den Fußgänger, sprich Kunden der Karl-Marx-Straße zu erreichen.
- Die Wenderadien für Busse und der Konflikt mit Radfahrern wurden erörtert und in der Entwurfsplanung angepasst.
- Ein Wegfall der Parkspur in der Erkstraße ist nicht möglich, da im Parkraumkonzept auch Ladetätigkeiten und Kurzzeitparkplätze in die abgehenden Straßen verlegt werden müssen, weil der Raum in der Karl-Marx-Straße für die Fußgänger gewonnen werden sollte.
- Eine Verlegung der Bushaltestelle an die Karl-Marx-Straße könnte aus städtebaulichen Gründen nicht realisiert werden. Der Haltepunkt befände sich etwa 15 m vor der Haltelinie bzw. etwa 25 m von der Karl-Marx-Straße entfernt. Der Gehweg ist dort lediglich 4 m breit. Der Gehweg grenzt an den Cafébereich des Rathausvorplatzes. Der Bau einer Wartehalle vor das Café unter Einengung des Gehwegs ist städtebaulich und für die Platzgestaltung nicht vorteilhaft und würde zu Konflikten mit dem Cafébetreiber führen.
- Die derzeitige Lage der Haltestelle in der Erkstraße ist nicht nur für den Umsteiger in die U-Bahn von Interesse. Die Lage ist ideal für die vielen Besucher des Rathauses selbst.
- Der Umstieg zur U-Bahn verkürzt sich deutlich, wenn der Weg über den Rathausvorplatz genommen wird. Der Umsteigeweg wird als zumutbar eingeschätzt.
Unabhängig von diesem Abwägungsergebnis ist die von Ihnen zitierte Aussage der BVG richtig. Da eine Verlegung der Bushaltestelle verworfen wurde, konnte und musste die BVG auch nicht eingebunden werden. Andererseits ist natürlich die BVG bei den in der Karl-Marx-Straße liegenden Haltestellen beteiligt worden. Betrachtet man die Situation ausschließlich aus der Sicht des Busverkehrs ist die Aussage natürlich nachvollziehbar: "Wir stehen eigentlich jeder Veränderung, die zu einer Verbesserung für den ÖPNV führt, positiv gegenüber." Auch die Lenkungsgruppe teilt diese Ansicht. Nur konnte in diesem Fall unter Abwägung aller Umstände keine bessere Lösung gefunden werden.
Mit freundlichen Grüßen
Bemerkungen zu diesem Standpunkt
Was die Sicherheit anbetrifft, kann wohl kaum von einer Berücksichtigung der Interessen des Radverkehrs gesprochen werden. Eine Veröffentlichung des durchgeführten Sicherheitsaudits wäre wünschenswert, um die darin gemachten Annahmen zu überprüfen. Die aktuelle und weiterhin bestehende ungenügende Sicherheitssituation für den Radverkehr ist auf Seite 3 ausführlich beschrieben.
Der Weiterbau der A100 bis Treptower Park soll eine Entlastung des Bezirks vom Durchfahrverkehr bringen. [4] Tatsächlich ist für die Sonnenallee eine Steigerung des Kfz-Verkehrsaufkommens prognostiziert (roter Pfeil). Die einzige überörtliche Verbindung innerhalb des S-Bahn-Rings die entlastet wird, führt durch die Erkstraße (grüner Pfeil). Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: „(...) Auch die nördlicher verlaufenden tangentialen Verbindungen (Flughafenstraße / Erkstraße / Wildenbruchstraße) werden bis zu 20% entlastet.“ [5]
Die Gehwegbreite ist an der vorgeschlagenen Stelle die selbe wie an der heutigen Haltestelle. An den Gehweg schließt allerdings tatsächlich der Rathausvorplatz an. Dort stehen im Sommer Tische und Bänke. Wie der Blick vom Rathausturm zeigt, können die dicht am Gehweg stehenden Tische weiter vorne rechts und links vom Brunnen aufgestellt werden. Dort säße es sich nicht nur besser, auch würden dem Kiosk durch wartende Fahrgäste weitere Kunden zugeführt. Dann wäre sogar deutlich mehr Platz an der Haltestelle als am heutigen Standort.
Dass Radfahrende sehr wohl Kunden sind, zeigt ein Blick in die Karl-Marx-Straße an einem Werktagvormittag im Dezember. Abgesehen davon ist es nicht akzeptabel, notwendige Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vom Status der Verkehrsteilnehmer als Kunden abhängig zu machen.
"Der Umstieg zur U-Bahn verkürzt sich deutlich, wenn der Weg über den Rathausvorplatz genommen wird. Der Umsteigeweg wird als zumutbar eingeschätzt."
Der Haupteingang des Rathauses liegt direkt am U-Bahnhof, weit von der die Haltestelle entfernt. Der Hintereingang des Rathauses in der Donaustraße liegt tatsächlich näher an der jetzigen Haltestelle.
Der Umstieg zur U-Bahn verkürzt sich unwesentlich, wenn der Weg über den Rathausvorplatz genommen wird - es sei denn man trampelt durch Blumenbeete und Brunnen. Nimmt man den begehbaren Weg, so handelt es sich annähernd um ein Parallelogramm, bei dem die Seiten gleich lang sind.